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»Die Fletchers von Long Island«

  • Autorenbild: Jessica Joerdel
    Jessica Joerdel
  • 2. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Apr.



Roman Die Fletchers von Long Island
von Taffy Brodesser Akner, erschienen bei eichborn, Übersetzung: Sophie Zeitz

Zum Einstieg ein Buch, das ich gerade erst ausgelesen habe. Mit seinen 573 Seiten nur was für Leute, die keine Angst vor dicken Buchziegeln haben.


Worum geht’s?



Carl Fletcher, ein reicher Jude, wird in den achtziger Jahren direkt vor seiner Villa in Long Island entführt. Fünf Tage später taucht er nach Zahlung eines beträchtlichen Lösegeldes wieder auf. Seine Mutter Phyllis tut alles, um ihn davon zu überzeugen, dass er das Erlebte nicht an sich heranlassen soll, das »sei nur seinem Körper passiert, nicht ihm.« In der Folge wird das Erlebte quasi totgeschwiegen und für Familie Fletcher beginnt eine neue Zeitrechnung, es gibt eine Zeit vor der Entführung und eine Zeit danach.



Im Roman begleiten wir die drei Kinder der Fletchers, Beamer, Nathan und die zum Zeitpunkt der Entführung noch ungeborene Jenny durchs Leben und stellen fest, dass so ein Trauma sich auch prima an spätere Generationen vererben lässt.



Beamer, der als erfolgloser Drehbuchautor in immer neuen Versionen seiner Manuskripte ständig die Entführung seines Vaters nachspielt und sich von Dominas erniedrigen lässt, Nathan, der sich als Anwalt für Bodenrecht lieber in seinen Akten verkriecht, als sich mit realen Menschen zu beschäftigen und der es nicht schafft, seiner Frau wichtige Neuigkeiten wie den Verlust seines Jobs mitzuteilen, und Jenny, die trotz ihrer hohen Intelligenz orientierungslos durchs Leben treibt, an Depressionen leidet und schließlich zum ersten Mal Erfüllung im Leben erfährt, als sie ein Computerspiel entdeckt, in dem sie dafür sorgen muss, dass ihr Avatar ein geregeltes Leben führt.



Wie war’s?



Die Fletchers sind mit ihren über 500 Seiten zwar keine leichte Kost und vor allem der mittlere Teil um Jenny hätte meiner Meinung nach gut ein wenig kürzer ausfallen können, aber insgesamt konnte mich das Buch sehr begeistern.



Die Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen, man kann ihre Beweggründe und Probleme sehr gut nachvollziehen. Man weint, leidet und lacht mit ihnen, denn die Fletchers sind vor allem eins: bitterböse und tragisch-komisch.



Die deutsche Übersetzung von Sophie Zeitz ist ebenso Weltklasse wie das Buch. Ich, ebenfalls Literaturübersetzerin, verneige mich vor den genialen Ideen der Kollegin.



Schon dieser Satz: »Ein anderer Kellner brachte einen Teller Whiskey Bacon Double Mayo Slam Jams, entweder weil die Schicht gewechselt hatte oder weil Lewis die erste Kellnerin gewarnt hatte, keine Knickerwichserin zu sein … « einfach herrlich!



Fazit



Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung und volle Punktzahl! Ich kann mir gut vorstellen, dass eines Tages auch dieses Buch wie das Erstlingswerk der Autorin »Fleishman steckt in Schwierigkeiten« verfilmt wird, Stoff für eine Serie bieten »Die Fletchers von Long Island« jedenfalls mehr als genug.

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